Thursday, March 01, 2007

Der ganz normale Wahnsinn

Der Teufel trägt nicht nur Prada, er kann, dies die beunruhigende Meldung, offenbar in zahllosen verschiedenen Verkleidungen auftauchen: als Oma aus Naharya mit jeckischem Migrationshintergrund vielleicht, als Fahrradkurier in Tel-Aviv oder als Hühnerstallaufsicht in einem Kibbuz im Negev. Nichts anderes meint Irans Präsident Achmachmirdendschihad, wenn er auf einem Staatsbesuch im Sudan erneut behauptet, Zionisten seien „eine Personifizierung des Satans“.

Die propagandistische Entmenschlichung der potenziellen Opfer als Vorstufe zum Genozid ist nicht neu, in Deutschland jedenfalls sollte man sich mit Grausen an Julius Streichers oberprimitives Hetzblatt "Der Stürmer" erinnern, oder an Filme wie "Der ewige Jude", in dem das jüdische Volk mit Ratten vergleichen wurde.

Leider aber herrscht in Deutschland der "Spirit of Munich" vor, und da können derartige Erinnerungen nur stören. Anhänger des nachweislich fruchtlosen Appeasements gegenüber zu allem entschlossenen Diktatoren möchten ja zu gern daran glauben, dass die Drohungen aus Teheran nichts als pure Rhetorik sind, nicht wirklich ernst gemeint, Eingeborenenfolklore, im Grunde harmloses Säbelrasseln aus taktischen Gründen, um zu Hause punkten zu können. Entsprechend sehen die Kommentare einiger SZ-Leser aus, die u.a. wie folgt auf die Meldung reagieren:

"Was die Aussagen Ahmadinedschads anbetrifft, besteht offenbar ein lagerübergreifendes politisches Interesse an einseitiger Berichterstattung, die ausgehend von den Agenturen auch zum Konsens aller relevanten Zeitungen wurde. Demnach erscheint der Iran als Schurkenstaat, der nach der Bombe trachtet, um die westliche Welt, angefangen mit Israel, in einen Atomkrieg zu zwingen. Natürlich ist das grober Unfug, der Iran will sich mit dem Besitz atomarer Waffen vielmehr unangreifbar machen, um nicht wie der Irak zur schnellen Beute Amerikas zu werden."



So wie Hitler die Sowjetunion ja auch nicht etwa überfiel, weil er "Lebensraum im Osten" brauchte und die Russen entweder totschlagen oder als Sklavenvolk halten wollte, sondern weil er dem potenziell drohenden Angriff Stalins zuvorkommen musste. Heilige Makrele! Wenns nicht so traurig wäre, käme man aus dem Lachen gar nicht mehr heraus.

Der Leser, der sich "tomgilles" nennt, fragt nun rhetorisch: "Glaubt hier jemand ernsthaft, der Iran fühle sich von der Atommacht Israel nicht bedroht?"

Gegenfrage: Warum sollte sich der Iran von Israel bedroht fühlen? Hat jemals auch nur ein einziger israelischer Politiker irgendeinem arabischen oder islamischen Staat mit der Vernichtung gedroht?

Das Interessante an der Meldung in der SZ ist nicht Achmachmirdendschihads Vergleich Jude=Leibhaftiger, er äußert sich nicht zum erstenmal so, und Israel hat zum Glück die Mittel, ihm die gebührende Antwort bei Bedarf auch präventiv zu erteilen. Vielmehr sollte erschrecken, dass jemand wie "tomgilles", immerhin ein Mensch, der ganze Sätze orthographisch fehlerfrei auf die Reihe bringt, die Ansicht des Möchtegern-Judenvernichters aus Teheran teilt, was den Großen und den Kleinen Satan betrifft. Ein sicherlich unauffälliger Mitbürger, einer wie du und ich, möglicherweise Brillenträger, freundlich, räumt im Bus den Platz für eine ältere Dame. Und niemand ahnt, dass Hannibal Lecter ihm das Hirn aus der Schädeldecke gelöffelt hat.

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Den genaue Wortlaut der angeblichen Vernichtungsdrohung Ahmadinedjads gegen Israel, bitte. Es waren ja angeblich mehrere. Einer genügt. Im Farsi-Original, wenn geht.

Vorstufe zum Genozid? Von einem geplanten Genozid weiss ich schlecht informierter Mensch nichts, Quellen bitte. In Bezug auf: konkrete Vorbereitungen.

Zu: "Anhänger des nachweislich fruchtlosen Appeasements gegenüber zu allem entschlossenen Diktatoren möchten ja zu gern daran glauben, dass die Drohungen aus Teheran nichts als pure Rhetorik sind, nicht wirklich ernst gemeint, Eingeborenenfolklore, im Grunde harmloses Säbelrasseln aus taktischen Gründen, um zu Hause punkten zu können"

...welche Drohungen?

Der ewige Hitlervergleich indes erleichtert den Lesern immerhin die Entscheidung, diesem Artikel überlegtes und von Hitzigkeit befreites Argumentieren zu unterstellen, unnotwendigerweise jedoch, sie hätten es ohnehin am Ende des Artikels bemerkt.

"Hat jemals auch nur ein einziger israelischer Politiker irgendeinem arabischen oder islamischen Staat mit der Vernichtung gedroht?" -

So weit ich weiss, nein, ein Bedrohungsszenario ist aber bereits ein Angriff Israels, nicht erst die Vernichtung Irans. Hier scheiden sich die Geister: Während Shimon Peres einen Angriff Israels ausschliesst, hört man von Ephraim Halevi, dem Ex-Mossad-Direktor, dass Israel zumindest die Atomanlagen des Irans vielleicht doch angreifen müsse.

Und der letze Absatz versinkt im Geifer, tut mir leid. Der ist keiner Diskussion würdig.

http://democracyrising.us/content/view/736/164/


Nicht aufgeben,
UW.

2:59 PM  

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